Wer kennt sie nicht die Videos aus Thailand wo die Baits nur so über das Wasser geskippt werden. Genau es geht um die Jungs und Mädels von Thai Street Fishing . Wir haben das erste Deutsche Interview für euch führen können.

Wir sind auf euch aufmerksam geworden durch eure YouTube-Videos. Und viele Leute in Deutschland fragen sich – wer seid ihr eigentlich? Wir danken euch schon mal dafür, dass ihr euch Zeit genommen habt, um mit uns dieses kleine Interview zu führen. Dann wollen wir doch gleich mal loslegen.

BJ: Die obligatorische erste Frage – wer ist die Thai Street Fishing-Crew? Könnt ihr uns die Menschen vorstellen, die dahinter stecken? Wie viele seid ihr?

 

TSF: Natürlich stellen wir uns gerne vor. Unser Team besteht aus 5 Leuten und wir angeln seit ungefähr 12 Jahren zusammen. Wir haben aber auch ein paar Mitglieder außerhalb von Bangkok.

 

BJ: Ihr habt ja auch ein Mädel mit an Bord. Hier in Deutschland führen die holden Damen in dieser Hinsicht eher noch ein Schattendasein. Klar gibt es einige, die angeln, aber es ist insgesamt leider immer noch eine Männerdomäne. Gibt es bei euch viele Mädels, die angeln?

 

TSF: Bei uns gibt es nur das eine weibliche Mitglied, und sie angelt sehr gerne – allerdings nicht im heißen thailändischen Klima, in der Sonne. Meistens angelt sie am späten Abend oder im Winter. Ansonsten gibt es in Thailand viele Mädchen die angeln, viele davon sind sogar ziemlich bekannt in der Thai-Szene.

 

BJ: Was war der Grund für euch, mit dem Filmen von Videos anzufangen und damit eine gute Werbung für euch und die Gegend zu machen?

 

TSF08TSF: Eigentlich gibt es keinen großartig komplizierten Hintergedanken. Wir haben alle Spaß daran, neue Techniken aus Japan und Amerika zu lernen und sie auf die thailändischen Fische hier bei uns anzuwenden. Manche funktionieren erstaunlich gut und sorgen für tolle Ergebnisse, aber die meisten Angler in Thailand mit konservativer Einstellung haben uns das nicht geglaubt – also haben wir angefangen Videos zu machen, statt unsere Zeit mit Erklärungen zu verschwenden. Was uns wirklich überrascht ist das Feedback, wir haben nie damit gerechnet, dass wir so viele Views erreichen.

 

BJ: Für uns erscheint der Gedanke, in einer Stadt wie Bangkok zu fischen, ziemlich illusorisch. Zum einen ist die Reise doch recht teuer, auf der anderen Seite fragt man sich doch, wie es sein muss in einer Millionenstadt zu fischen. Okay, werden sich nun einige sagen, wir fischen hier ja auch in Frankfurt, Berlin, Hamburg und Köln. Da besteht nur ein kleiner Unterschied: die Menschenmassen, die sich auf der gleichen Fläche tummeln, sind in Thailand doch etwas größer, die Kanäle und Flüsschen sind dort meist trübe und man weiß nie, was dort lauert. Es gibt ja schließlich auch Reptilien und Stachelrochen in den Gewässern. Erzählt uns doch mal, wie ihr zum modernen Kunstköderangeln in gerade diesen Gewässern gekommen seid.

 

TSF: Kunstköder sind hier ziemlich weit verbreitet, wir arbeiten in Thailand seit Jahrzehnten effektiv mit europäischen Ködern wie Rapala, Mepps oder Blue Fox. Außerdem haben wir auch unsere ganz eigenen Köder entwickelt, zum Beispiel Holzfrösche oder Thai-Style Inline-Spinner.

 

BJ: In euren Videos bekommt man eigentlich einen guten Einblick auf das von euch genutzte Tackle. Zum einen fischt ihr bekannte Marken wie Shimano und Daiwa meist als Baitcast-Versionen, wie die Videos belegen. Dort ist der am meisten genutzte Vertreter eine Scorpion-Rute auf passender Scorpion-Rolle. Ihr fischt aber auch echte Old-School-Kombos – Einhandglasruten mit wirklich filigranen Roundprofile-Rollen. Ich würde gerne etwas mehr darüber erfahren. Um welche Ruten handelt es sich dabei? Die Rollen erinnern mich etwas an die sehr schönen Isuzu-Rollen. Ich liebe ja die Einhandruten sehr und auch die Fischerei mit Glasruten.

 

TSF: In die Retro-Tackles haben wir uns auf den ersten Blick verliebt. In ihnen steckt Kunst und Geschichte. Gut, vielleicht passen sie nicht perfekt zu unserem Angelstil, aber wir verwenden sie trotzdem unheimlich gerne, auch ohne sachlichen Grund.

 

BJ: Nun aber auch mal Butter bei die Fische, oder vielmehr – Futter für die Fische. Eure Gewässer sind ja sehr oft kanalisiert, und so benötigt man einiges an Können in Sachen Skipping und Flipping, um die Köder gute Stellen zu bekommen. Gerade die Stellen in Ausläufen, Betonröhren und unter Brücken und Bäumen sind, wie fast überall, die verheißungsvollsten Spots. Welche Köder nutzt ihr am meisten? Man sieht ja dass ihr viel mit Softbaits und Fröschen fischt, aber auch hier und da Hardbaits. Was favorisiert ihr?

 

TSF: Wenn wir in schmalen Kanälen angeln sind nur Softbaits mit Weed Guard Hooks sinnvoll. Snakeheads, unsere Lieblingsbeute, stehen gern still in seichtem Wasser, neben Wasserpflanzen oder anderen Gegenständen. In solchen Bedingungen kann man keine Hardbaits einsetzen.

 

BJ: Was sind denn eure bevorzugten Angeltechniken?

 

TSF: Unsere Lieblingsmethode ist das Angeln mit Topwater Baits – es ist einfach toll, den Fisch zuschnappen zu sehen und zu hören. Einfach spannend.

 

BJ: Etwas, das – denke ich – nicht nur für mich interessant ist, sondern für alle Leser hier im Blog: Auf welche Fischarten habt ihr es abgesehen? Eure Gewässer sind ja bekannt für einen außerordentlich großen Fischreichtum. Viele karpfenartige Fische, Barschartige natürlich auch Snakeheads und, und, und… Diese Liste könnte man weiterführen, bis selbst Heinz Sielmann schlecht wird. Eins haben sie aber alle gemeinsam – sie sind Räuber. Sogar die Karpfenartigen.

 

TSF: Was man hier fangen kann… zum Beispiel: In kleinen, trüben Kanälen – nur Snakeheads. In klaren Kanälen, Flüssen, Reservoirs oder Seen – Snakeheads, Hampala, Große Schlangenkopffische, Welse, Messerfische, Echte Welse und so weiter. In Brackwasser – Baramundi, Fadenflosser, Barakudas, Brassen, Schnapper und so weiter.

 

BJ: Bei uns in Deutschland ist Catch & Release ein teilweise sehr gefährliches Thema. Auf der einen Seite ist es verboten, auf der anderen Seite ist es aber eine Möglichkeit, die Bestände mancher Fischarten nicht zu sehr zu dezimieren. Wie sieht das bei euch in Thailand aus, wie scharf sind die Gesetze beim Thema Naturschutz, Angelfischerei, Catch & Release? Interessiert das überhaupt jemanden?

 

TSF: Ganz ehrlich? In Thailand gibt es überhaupt keine Gesetze was das Angeln betrifft, deswegen werden Fische einfach mitgenommen. Catch & Release ist hier ein völlig neues Konzept und nur wenige thailändische Angler würden ihren Fang wieder freilassen. In unseren Videos kann man sehen, dass wir immer alle Fische wieder freilassen. Wir hoffen dass sich Catch & Release in Zukunft auch hier durchsetzt.

 

BJ: Nehmen wir einmal an, ich wollte gerne zu euch nach Thailand reisen, um auch dort zu fischen. Was müsste ich mindestens beachten? Wie schwer ist es für Touristen, Lizenzen zum Fischen zu bekommen? Gibt es Guiding-Services; ist es möglich Leihgeräte zu bekommen oder muss ich mein eigenes Tackle im Gepäck haben? Wie gut ist es um Nachschub bestellt, ich meine im Bezug auf lokale Tacklestores? Es kann einem ja immer wieder etwas ausgehen im Laufe der Angelsession.

 

TSF02TSF: Wir haben hier viele Führer, die einen überall hin mitnehmen können und die auch Tackle vermieten. Aber wenn man sein eigenes Tackle kaufen möchte, ist das kein Problem – Tackleshops gibt es überall in Bangkok und sie sind leicht zu finden.

 

BJ: Wie verhält es sich denn bei der Beschaffung von High-Tech-Ruten, Rollen und Ködern – ist es ein Problem, dort an das Material zu kommen oder gibt es auch bei euch einschlägige Shops, die die neuesten Produkte von Shimano, Daiwa & Co. Vertreiben?

 

TSF: Das ist überhaupt kein Problem, es gibt einige Läden die hochwertige Ruten, Rollen, Köder und sämtliches Zubehör führen. Das einzige Problem ist eigentlich dass man sich immer zurückhalten muss, um nicht den ganzen Laden leerzukaufen.

 

BJ: Gibt es in Thailand eigentlich auch eine professionelle Angelszene, wie es sie in Teilen Europas, Japan und den USA gibt?

 

TSF: Aus unserer Sicht… nein. Ein paar Thailänder arbeiten daran, professionelle Wettkämpfe zu etablieren, aber bis dahin ist es noch ein weiter, weiter Weg.

 

 

BJ: Habt ihr auch ein Auge auf die deutsche Angelszene oder kennt ihr vielleicht sogar Angler aus Deutschland?

 

TSF12TSF: Was wir über die deutsche Szene wissen ist, dass es sehr viele schöne Angelplätze bei euch gibt, schöne Seen, klare Flüsse und Kanäle zum Beispiel. Wir haben auch schon viele Bilder von gefangenen Hechten am Köder gesehen. Persönlich kennen wir allerdings keine professionellen Angler aus Deutschland oder Europa. Wir kennen eigentlich nur Profi-Angler aus Japan und den USA.

 

BJ: Wollt ihr uns vielleicht noch etwas fragen?

 

TSF: Fragen haben wir keine – wir möchten uns allerdings herzlich für die Möglichkeit danken, unsere Erfahrungen mit der deutschen Szene zu teilen. Wir haben mittlerweile auch eine eigene Facebook-Page (www.facebook.com/thaistreet.fishing) – jeder, der Interesse an Streetfishing in Thailand hat, kann sich gerne an uns wenden!

 

BJ: Danke für eure Zeit. Vielleicht sieht man sich irgendwann einmal am Wasser… Man weiß ja nie was die Zukunft bringt!

 

Links und QuerverweiseThai Street Fishing on Facebook
Thai Street Fishing on YouTube

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